Von Gott reden gehört zum Beruf des Theologen. Andi und Thorsten fragen sich selbst und einander: Was heisst es für uns persönlich, an Gott zu glauben? Wie sind wir dazu gekommen, Gott als Lebensthema zu entdecken? Welche Erfahrungen haben es uns schwer gemacht, an Gott festzuhalten? Kann man bestimmte Vorstellungen von Gott verabschieden, ohne Gott zu verlieren? Wie lässt sich heute lernen, von Gott menschenfreundlich und vernünftig zu sprechen?
(Manuel und Stephan haben auch im Podcast «Ausgeglaubt» über die Frage diskutiert, warum sie überhaupt am christlichen Glauben noch festhalten – ihr findet das Gespräch hier.)
23 Gedanken zu „Warum glauben wir noch an Gott?“
Ihr Lieben, vielen Dank für die wunderbare Folge! Freue mich echt auf die neue Staffel.
Ich hab sehr viel lernen können und auch sehr viel gelacht , weil ich mich in den geschilderten Gottes-Bildern wiedererkannt habe.
Ihr wolltet Vorschläge für die kommenden Folgen. Ich würde mir wünschen, dass ihr euch mal einen Gast einladet, der euch explizit widerspricht, wenn es darum geht, wie ihr „Gott definiert“. Ihr werdet sicher noch gute Kontakte zu Leuten von der STH oder FTH haben 😉
Vielleicht traut sich mal einer, euch bei reflab seine Meinung zu geigen. Ihr Beiden seid wunderbar und ich bin großer Fan- leider seid ihr sehr oft der gleichen Meinung.
Danke euch!
Freut mich, lieber Alex, wie Du hier konstruktiv mitdenkst. Die Stimmen mehren sich, dass es ruhig auch mal ein wenig kontroverser zugehen dürfte zwischen uns … und wenn wir das nicht einfach nur spielen wollen (weil wir tatsächlich in ähnliche Richtungen denken), dann wäre es sicherlich gut, sich mal entsprechende Gäst:innen in den Podcast zu holen.
Gäst:innen – jetzt wird es aber total albern.
Hmmm … das ist die offizielle Sprachregelung hier, und ich gebe zu, dass ich mich am Anfang an “Gäst:innen” gewöhnen musste. Aber jetzt fällt es mir sehr leicht, auf diese Weise zu sprechen. Optimal sind solche Lösungen vielleicht nicht, aber albern sind sie für mich auch nicht.
Auch von mir ein Hmmm… mit einem 😉 Denke, „albern“ trifft es nicht, aber vielleicht etwas „konstruiert“? Ich sehe den Wert in geschlechtergerechter Sprache und verstehe, dass sie einen Beitrag zur Sichtbarmachung von Diversität leisten kann. Allerdings frage ich mich, ob die Einführung von Formen wie „Gästin“ nicht zu einer Art sprachlicher Krücke wird, die letztlich eher anbiedernd wirkt, statt tatsächlich Veränderung zu bewirken.
Interessant finde ich, dass ihr beide, die sonst gerne Themen hinterfragt und offizielle Vorgaben kritisch beleuchtet, hier scheinbar „konform“ agiert. Vielleicht liegt gerade darin die Herausforderung: Wie bleibt der Sprachgebrauch authentisch und fördert tatsächlich gesellschaftliche Progression, anstatt als bloßes Abhaken von Checklisten wahrgenommen zu werden?
Letztlich glaube ich, dass Sprache mächtig ist, aber gleichzeitig auch ein natürliches Verständnis für Kontext und Ausdruck erfordert – vielleicht liegt darin die eigentliche Kunst?
Hallo zusammen
Danke für eure ehrlichen und persönlichen “Bekenntnisse”:
Da hab’ ich viel Theologie gekoppelt mit Lebens- Erfahrung herausgehört:
Wenn man von Gott redet muss man vom Menschen reden… Gott ist totaliter aliter…. Das Gefühl der schlichthinnigen Abhängigkeit… etc.. alles eher liberal (Schmunzeln).
Alles in bisschen mit viel “Gefühl”… da könnte man schon mit der Projektionsthese und der Idee der Sublimation dagegen halten…
Ladet doch jemanden von den humanistischen Satanisten oder der evolutionären Atheisten ein; die wären sicher interessante Gesprächspartner.
Oder mal einen richtigen “Katholiken”…
Danke, lieber Roland, Du bringst uns hier auf gute Ideen. Ein wenig mehr Pepp und Kontroverse … könnte uns tatsächlich gut tun.
Danke, für den tollen Aufschlag. Mich bewegt folgendes: Menschen haben offenbar so eine Sehnsucht nach Gegenwelt. Für sie ist der Gottesdienst ein Dienst an Gott. Ich muss etwas für Gott tun, damit… er mich gnädig anschaut. – Das entspricht nicht meiner Theologie, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr dieses Schema bei den Menschen drin ist, gerade auch bei solchen, die sich nicht als hochreligiös verstehen. Das Opfer (Zeit, Geld, ,Gesundheit whatever) wird als (notwendige) Gabe an Gott gesehen. Dabei sind sogar die Opfervorschriften z.b. in Lev so formuliert, dass eigentlich klar wird: Das Opfer dient eigentlich mehr den Menschen selbst, die dieses Opfer wollen (Wenn jemand dem Herrn ein Speisopfer darbringem will…) – Und trotzdem: Gibt es ein berechtigtes Anliegen hinter dem Wunsch Gott zu dienen und ihm zu Opfern. Also eine Tätigkeit, die nur zwischen diesem einen Menschen und Gott passiert?
Das sind knifflige Fragen, und ich bitte die Community hier, kräftig mitzudenken. Ohne in die Tiefen der unterschiedlichen Opfer und ihrer Theorien abzutauchen (da müsste ich mich selbst wohl noch mal richtig schlau machen), würde ich die Dankbarkeit als ein berechtigtes Motiv/Anliegen erwägen, aus dem heraus ich mich Gott hingebe. Hier erfolgt das Opfer weder aus Angst, noch mit dem Zweck, etwas von Gott zu bekommen, das er mir ohne mein Opfer nicht gibt, noch ist es eine ausgleichende Ersatzhandlung, in der ich Gott eine Gabe gebe, die ihn in irgendeiner Weise zufrieden stellt (seine Ehre, Würde, Gerechtigkeit, Heiligkeit). Ich gebe mich Gott hin, weil ich zutiefst erfahre: Ich bin mir selbst geschenkt. Es könnte mich auch nicht geben. Alles in meinem Leben ist Gabe. Und diese Dankbarkeit braucht einen Adressaten. Nichtreligiöse Menschen finden ihn in dieser Welt, religiöse Menschen ahnen vielleicht, dass auch die Welt als Ganzes sich nicht selbst erschaffen und gegeben hat. Die Medien, in denen und mit denen ich nun Gott gegenüber meine Dankbarkeit ausdrücke, sind vielfältig.
Gute Frage…Wie sieht meine “Beziehung” zu Gott aus?
Erfülle ich Normen oder Traditionen (wie sie so im Gottesdienst überall abgehandelt werden) oder erwarte ich Begegnung, Erfahrung, Ergriffen-Sein (aber ihr habt ja bereits angemerkt, das tun andere Menschen auch) oder drücke ich meine Dankbarkeit aus und auf welche Weise kann das heute “neu” geschehen. Für mich ist das nicht eine Predigt und ein paar Lieder (für das wir uns alle mächtig abstrampeln, dass das jeden Sonntag “passiert”)
ein aus sich selbst seiendes eines. du musst es nicht unbedingt “welt” nennen. das erkennen aus teilen, allem voran ursprung und entsprungenes, endet, wird aufgehoben (1kor 13.8-13), verneint, aber auch bewahrt. habe euch geschrieben, dass ich für eine auseinandersetzung mit 1kor 15.28 votiere. gerade die welt “als ganze” ist in den augen der zahlreichen monistisch geprägten (östliche und westliche mystik, astrophysik, evolution. . .) sich selbst ursprung. sie ereignet sich dann auch als welt im sinne von kultur unterschieden von natur. als solche ist sie tatsächlich nicht aus sich selbst. wie alles aus allem. das votum für die auseinandersetzung mit dem thema opfer hat meinen support. einer ist gestorben, darum sind alle gestorben. (2kor 5.14) das sich selbst hingeben als opfer (rm 12.1f) aus dem sühnopfer (jes 53.10), als das jesus sich möglicherweise selbst verstanden hat, als das er jedenfalls verstanden worden ist. sein tod der tod des hass erzeugenden todes, der bereits die beiden zellen berührt, aus denen wir werden. versöhnung. analogien in andern religionen und nicht-religionen.
Danke für die persönliche und bewegende Folge.
Andi, Deine Aussage, dass Gott an Dich glaubt, erinnerte mich
an ein Glaubensbekenntnis von Lothar Zenetti:
“Wer Jesus für mich ist?
Einer, der für mich ist!
Was ich von Jesus halte?
Dass er mich hält!”
Super, ja, in diese Richtung geht es. Danke für dieses ergänzende Glaubens- und Christusbekenntnis, in dem dann eben nicht mit objektiven Seins- und Eigenschaftsaussagen geantwortet wird, sondern so, dass mit Jesus wie eine Art Wirklichkeit kommt, in der ich mich geliebt und gehalten weiss.
Jetzt geht es also ans Eingemachte. Freue mich drauf!
Aus den Worten zum Ende höre ich ein wenig die “Not der Notlosigkeit” des schwarzwälder Hüttenbewohners heraus. Interessant fände ich, einmal nicht seine Schüler aus den Geisteswissenschaften heranzuziehen, sondern die Werke jener aus dem Bereich der Kunst (z.B. Jon Fosse oder Terrence Malick) hinsichtlich der darin enthaltenen Gottesfrage theologisch zu beleuchten und fruchtbar zu machen.
LG
Jannik
Damit ermutigst Du uns, erste Ideen, die wir hatten, unbedingt weiterzuverfolgen. Literatur, Film und andere Künste … mal schauen, wie wir das hinbekommen.
Guten Morgen,
auch ich bin ergriffen (und auch begeistert!) von dieser persönlichen Folge.
Ich kann Euch niemanden nennen zum Einladen, würde aber anregen wollen, als Schuster zwischendurch auch zu den Leisten zurückzukehren. Die glücklichen Atheisten ehrlich selig zu preisen, zeugt zwar von guter, also religiös gesunder, Dekonstruktion eines brutalen Absolutheitsdenkens, aber mich interessiert die Frage nach der bleibenden Berechtigung von “Mission”. Das macht Ihr ja auch weiter allein durch diesen Podcast, aber doch sehr zurückhaltend und von oben herab, als wärt Ihr damit durch. Was das angeht, war diese Folge aber eine sehr missionarische, und das geht dann gut über Eure persönlichen Erfahrungen, die oft deckungsgleich sind mit den meinen (Glück bei Bibellesen etc. in den 20ern und über Sicherheit durch Ausbildung und Beruf in den 30ern, aber auch tiefe Gotteserfahrung im Leid und ein letztes Nicht-Allein-Sein, das sich mein ganzes Leben durchhält).
Ein zweites Thema für mich wäre es, “Jesus” wieder zurückzuerobern von denen, die ihn als Chiffre für ein hartes, schwarz-weißes und ausgrenzendes Christentum benutzen. Jesus – also der von Nazareth – bindet für mich all solch erhabenen, fast mystisch-religionsübergreifenden Gottesgedanken, die Ihr in dieser Folge mit uns geteilt habt, an eine bestimmte Gottesvorstellung, nämlich die des Gottes Israels, der sich im historischen Jesus, aber dadurch auch im Gekreuzigten und Auferstandenen offenbart hat. Das habt Ihr ja angedeutet, dass es bei 1700 Jahre Nicäum auch darum gehen könnte, aber ich befürchte schon, dass Ihr da auch oder vielleicht nur abdriften könntet in kluge und dialogfähige Dreieinigkeitsspekulationen. Die Bodenständigkeit oder Erdung oder Menschlichkeit Gottes durch seine Inkarnation wäre für mich bei all den guten Reden über und von Gott, die Ihr vorhabt, wichtig. Bei Jesus werden sich dann vielleicht die Geister scheiden, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht werden wir um so dialogfähiger, wenn wir uns einig werden darüber, wo wir herkommen. Und der innerchristliche Kampf um Jesus muss immer wieder geführt werden. Wie auch der Kampf um die Bibel und die Hermeneutik.
Das wäre dann mein dritter Vorschlag: Macht auch eine Folge zu biblischer Theologie. Da kommt Ihr zwar her, aber das spürt man zu selten. Ich gehe davon aus, dass Ihr dafür hier in diesem Podcast nicht angetreten seid, weil es da andere gute Formate gibt, aber wenn Ihr “Neues von Gott” suchen wollt, dann findet Ihr das Neue doch bestimmt auch oder vor allem in der Bibel. Hier gibt es auch unentdeckte oder verschüttete Inseln oder Kontinente und auch genügend Unendlichkeiten, so dass es vielleicht auch mal ganz abgedreht wäre, hier zu graben.
Danke für Eure Arbeit! Sie ist wichtig!
Wie geht “gut von Gott reden”? Wunderbar. Das frag ich mich als eher introvertierte Person auch. Einfach ist es mit Leuten, die eh schon christlich unterwegs sind. Aber die anderen… Schwierig…
Wie wäre es mit Manuel Schmid als Gast?
Den hör ich sehr gern, auch seine älteren Predigten.
Was ihr am Schluß festgestellt habt, dass eben auch Leute, oft Theolog:Innen, die sich sehr für die Unverfugbarkeit Gottes einsetzten, sehr agressiv und arrogant sein können, das hab ich auch schon erlebt – als ob sie einfach auf der anderen seite vom Pferd runtergefallen sind. (Anti-fundies). Beide finde ich oft wenig gewinnend. Aber egal… Interesster ist auf jeden Fall, wenn es jemand hinkriegt, ein Gespräch über Gott zu führen, das beiden gut tut.
Danke für Dein Schreiben, Eli! Am 29.9. kommt unser nächstes Gespräch mit einem Gast – und ahhh, dein Wunsch hat dich da auf eine ganz heisse Fährte gebracht…
Bonhoeffer: “Einen Gott, den ‘es gibt’ – gibt es nicht”. Und ich meine auch: “Einen Gott, den ‘es nicht gibt’ – gibt es nicht”. Darum gehe ich davon aus, dass jeder Mensch in irgendeiner Weise eine Beziehung zu Gott hat. Die einen nennen es Glauben, die anderen nicht, die einen machen sich darüber Gedanken, den anderen ist diese Fragestellung völlig egal, und es spielt eigentlich auch keine grosse Rolle für das Glück oder Unglück in unserem Leben, wie wir da unterwegs sind. Darüber ins Gespräch zu kommen, finde ich aber sehr interessant, und darum danke ich euch auch herzlich für diesen Podcast.
Tipp für einen Gast: Martin Thoms. Junge Theologe, ihr habt sein Buch “Der gottverlassene Gott” vielleicht schon wahrgenommen. Rezipiert Moltmanns Kreuzestheologie und entwickelt daraus einen Neuansatz für das Reden von Gott (wie ich finde). Ein intelligenter und gleichzeitig leidenschaftlicher Gesprächspartner. Würde gut zu euch passen. In der ersten Folge hat Andreas Loos Thoms Kreuzes-Theologie quasi 1zu1 zum Ausdruck gebracht –> “es war mir, als könnte ich in diesem Bett liegend den Gekreuzigten sehen”.
Einfach nur ein großes «Dankeschön» für diesen Podcast! Ihr habt meine Gedanken und Grübeleien in Worte gefasst. Eure Diskussion inspiriert mich, noch weiter über den Tellerrand hinauszudenken. Dennoch fühle ich gleichzeitig eine gewisse Unsicherheit, wenn ich versuche, diese Themen zu durchdringen. Vor allem das Thema «Himmel & Hölle» treibt mich im Moment um. Es ist eine spannende, aber auch herausfordernde Glaubensreise. Diese Suche nach neuen Glaubenswegen bereitet mir manchmal Bauchweh. Ich frage mich dann, wie viel Raum ich meinem Denken geben kann, ohne mich in den Ungewissheiten zu verlieren. Trotz dieser Herausforderungen hoffe ich, dass ich durch diesen Prozess, dieser Dekonstruktion alter Glaubenssätze, zu einem tieferen Verständnis finden kann.
Herzliche Grüsse
Lieber Andi, lieber Thorsten,
danke für den großartigen Einstieg in das neue Dossier. Meine persönlichen Haus- und Hoftheologen sind Schleiermacher, Bonhoeffer, Tillich, Hirsch und Falk Wagner. Durch Reflab bin ich noch auf John Caputo gestoßen, von dem es leider nur wenig auf Deutsch gibt. Es würde mich freuen, wenn ihr dieser neuen Denkrichtung nachgehen könntet.
Ansonsten macht weiter so, es ist so geistreich mit und bei euch.
Guten Morgen, ich schließe mich den vorherigen Kommentator:innen an, vielen Dank für die persönliche Folge.
Ich bin nun seid ein paar Jahren damit konfrontiert, gar nichts mehr in Bezug auf Gott zu fühlen. Keine Ergriffenheit, Dankbarkeit, Liebe, Geliebt-sein, Angenommen-sein, Be-geisterung…..
ER ist weg, egal.
Auf so eine philosophische, agnostische Weise glaube ich an etwas Übernatürliches im Universum. Ich kann auch ganz viel über Gott diskutieren, aber fühlen oder erfahren tu ich ihn nicht. Ich vermisse das schmerzlich und ich erinnere mich daran, es erlebt zu haben.
Nun weiß ich einfach nicht, wie es weiter geht – soll ich die Sache mit Gott abhaken? Das wäre einfacher für mich.
Oder bleib ich auf der Suche. Nach was? Erkenntnis? Hoffnung? Liebe? Erfahrung?
So weit von mir. Liebe Grüße, Kirstin