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Das sind keine richtigen Christ:innen

Christinnen, die politisch rechts wählen? Menschen, die einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben? Queere Christ:innen? Christen, die die Bibel wortwörtlich nehmen? – Bei all diesen Identitäten und Haltungen gibt es bestimmt Menschen, die sie mit dem Glauben an Gott als unvereinbar empfinden würden.

Hin und wieder wird mir oder Menschen, die in bestimmten Fragen gleich denken wie ich, der Glaube abgesprochen. Das ist nichts neues: Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus gab es Konzilien, wo über den «rechten Glauben» und «falsche Lehren» debattiert und entschieden wurde. Manchmal mit Argumenten, manchmal unter anderen beeinflussenden Faktoren.

Einander gegenseitig den Glauben abzusprechen, damit ist nichts gewonnen. Doch was ist besser? Darum geht es in dieser Podcastfolge.

Ich freue mich, wenn du «Unter freiem Himmel» auf Spotify oder Apple Podcasts eine gute Bewertung abgibst! Wenn dir der Podcast nicht gefällt, schreib mir doch als Kommentar hier, warum.

15 Kommentare zu „Das sind keine richtigen Christ:innen“

  1. Ich hatte auf meinem Blog geschrieben, dass ich mich selbst zu einem Dienst von Gott berufen betrachte: https://manfredreichelt.wordpress.com/eine-seite/ . Ich habe nicht den Eindruck, dass das jemand ernst nimmt. Im Gegenteil, man hat mir öfter gesagt, ich habe mich selbst berufen. Ja, und ein „wirklicher“ Christ bin ich in den Augen vieler auch nicht. Man will mich zum „rechten“ Glauben bekehren. – Also, völlig normal unter Gläubigen.

    Natürlich muss man auch in den Glaubensansichten zwischen wahr und falsch unterscheiden können, aber das darf nicht nach dem subjektiven Empfinden und den favoritisierten eigenen Vorstellungen gehen, sondern, wie in der Wissenschaft nach dem was verifiziert oder falsifiziert werden kann.

  2. Das „minimale“ Bekenntnis ist mE das Bekenntnis, dass Jesus von Nazareth der Christus ist, der im AT verheissene Messias. Minimal in Anführung, denn: Aufgrund dieses Bekenntnisses konnte man schon verfolgt werden, bevor eine Zeile des NT oder irgendwelcher Konzilien verfasst war, an denen sich die Gemüter erhitzen und auch die Geister scheiden konnten.

  3. Recht hast du! Wahrscheinlich wird ein Mensch dabei nicht nur in seiner Würde verletzt, er wird eigentlich in seiner ganzen Identität angegriffen. Und doch müssen wir uns irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner einigen, was den ein Christ ausmacht, sonst ist das ein Begriff ohne Wert. Für mich wäre das die immer richtige Sonntagschulantwort: Jesus Christus. Tönt jetzt total banal, aber Christus macht einen Christ aus, mit all seinen schattierungen.

    1. Evelyne Baumberger

      Wenn sich jemand als „Christ:in“ bezeichnet, ist das ja implizit ein Bekenntnis dazu. Ich bleibe dabei, dass ich auch hier sagen würde: Wer sich so nennt, dem darf ich als Mitmensch das nicht absprechen.

  4. Hallo Eveline,
    Vielen Dank für diese klugen Worte. Ich denke, dass nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in Kirchgemeinden oft respektlos miteinander umgegangen wird. Gerade bei vielen heissen Themen, wie z.B. Abtreibung oder Homosexualität kann man mit vielen Leuten gar nicht mehr auf sachlicher Ebene diskutieren. Dabei könnte man ja sogar voneinander lernen. Oft finde ich mich zwischen zwei Fronten: Die einen schwimmen ganz ungeniert mit dem Zeitgeist ohne irgend eine theologische Reflexion, während die anderen verbissen an der wortwörtlichen Auslegung der Bible festhalten, oft auch ohne umfassende theologische Reflexion!
    Wichtig finde ich deinen Rat, den eigenen Glauben zu bezeugen und zu begründen, statt die Ansichten der anderen in den Schmutz zu ziehen.

  5. Oh, da hast du ein heikles Thema angesprochen!
    Das ist wirklich eine schwierige Sache.
    Es ist ja auch wichtig (und wir haben dazu lebhafte Beispiele im NT), „Geschwister zu ermahnen“, die irgendwie schief abgebogen sind. Aber meistens denken die jeweils Ermahnten (seien sie nun eher liberal oder eher konservativ) dann gar nicht, dass diese Ermahnung berechtigt ist…
    Ich erlebe es so, dass evangelikale Gläubige stärker die Tendenz haben, anderen den Glauben oder die Gotteskindschaft abzusprechen und auch keine Scheu, andere in die Hölle zu schicken. Eher „liberale“ Gläubige erkennen dagegen schon die Frömmigkeit und den ernsthaften Glauben der jeweils anderen an und sehen in ihnen Glaubensgeschwister, kritisieren aber (durchaus auch scharf) bestimmte Aussagen, Handlungen, Haltungen, Auslegungstraditionen, die sie nicht mit Jesu Leben und Botschaft vereinbaren können.

    1. Evelyne Baumberger

      Danke für den Kommentar. „Ermahnung“ ist was anderes – da wird ja niemandem die Validität seines/ihres Glaubens abgesprochen, sondern es betrifft die Moral oder Glaubenspraxis.

      1. Das sollte so sein, ja.
        Allerdings ist meine Beobachtung, dass zum Einen manche Ermahnung interpretiert wird als „mein Gegrnüber spricht mir den Glauben ab“ und zum anderen aber auch unter dem Deckmantel „Ermahnung“ andere Christen als „abgefallen“, „Namenschristen“, „unechte Christen“ bezeichnet werden.

  6. Grundsätzlich finde ich eine weite und offene (Landes)Kirche nach wie vor erstrebenswert bzw. erhaltenswert; aber damit wir nicht in die Beliebigkeit und somit Profil- und Bedeutungslosigkeit abrutschen, müssen wir leider auch- auch wenn das schwierig ist- über die Grenzen reden und sie definieren, nach links und nach rechts; in unserer Zürcher Landeskirche gibt hier zurecht der Kirchenrat und die Synode in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kirchenentwicklung und der staatlichen! Uni die Richtung vor. Ein paar Beispiele: mit der Verfechtung der Ehe für alle ist eine Diskriminierung von Homosexualität nicht mehr möglich; eine strenge Verbalinspiration der Bibel ist durch das Studium unseres „Lehrpersonals“ eigentlich auszuschliessen; aber auch Reiki oder Rückführungen gehören nicht in die Landeskirche- dafür und dazu bilden wir niemanden aus und auch Yoga ( so sehr ich es liebe und praktisch jeden Tag praktiziere) gehört nicht in die Landeskirche- gerade hier bietet unsere christliche Tradition genügend Alternativen (Exezitien, Kontemplation…). Es braucht eine Unterscheidung der „Geister“- ob wir das wollen oder nicht…

    1. Evelyne Baumberger

      Danke für den Kommentar. Du schreibst über die Grenzziehung der Landeskirche, und da kann ich mitgehen. Aber die formale Kirchenmitgliedschaft sagt ja nicht per se was über den persönlichen Glauben aus.

      1. Richtig, die formale Mitgliedschaft sagt aber etwas darüber aus, an was ich mich orientiere: wie bei einer Mitgliedschaft in einer pol. Partei, bei Greenpeace oder gar im Sportverein orientiere ich mich an Werten bzw. Slogans wie „mehr Solidarität“, „weniger Steuern“, „rettet die Wale“ oder „fairplay“. Die Frage ist aber: wer oder was ist hier normativ oder gibt die Norm vor und wie verbindlich ist die…
        „ChristInnen sind Menschen, die Jesus Christus nachfolgen“, hat einmal ein kluger Kirchenmann gesagt, d.h. ChristInsein hat also etwas mit Jesus Christus zu tun- das ich schon mal ne gute Grundlage; und jetzt kommen die Grenzen: eine christusfreie Naturspiritualität und ein krude Verbalinsipiration gehen dann wohl beide eher nicht…

  7. Es gibt die (Schein)heiligen, die über die Welt – nach ihren Vorstellungen – urteilen, das kann morgen schon wieder anders sein. Unsere Vorurteile und Verblendungen stehen uns immer wieder im Weg. „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ sagte Jesus. Es gibt viele Meinungen und Ansichten, das muss ich respektieren. Der Schöpfer manifestiert sich in der Schöpfung, als Kosmos, als Atom, Apfel und Baum, Hund und Katze, Bewusstsein und Körper, als das Schöne und das Hässliche, Sonne, Mond und Sterne. Es gibt kein richtig oder falsch in der Schöpfung. Die Menschen sind auf ganz verschiedenen Entwicklungs- und Bewusstseinsstufen sowie in unterschiedlichen Kulturen unterwegs, das ist der spürbare Unterschied. Christen, Atheisten oder Buddhisten sind nur Wörter. Niemand, wirklich niemand, kann mir aber meinen Glauben absprechen, ich wüsste nicht wie und wer.

    Ein Pfarrer ermunterte mich zum Lesen der vier Evangelien. Nun lese ich erstmals die Offenbarungen im Neuen Testament. Es hat sich gelohnt, unglaublich diese Kraft! Diese religiöse und soziale Sprengkraft. Nach meiner Meinung ist Jesus DIE religiöse und spirituelle Quelle der Christenheit. Er ist mein Vorbild, mein streitbarer und (manchmal) unbequeme Bruder. Jesus hat ausgeteilt und eingesteckt. Er wurde von seinen Jüngern verlassen und verraten. Die Begeisterung für seine Wunder schlugen um in Neid, Hass und Misstrauen. Sind wir ehrlich, ist das so toll? Löst das grosse Begeisterung für das Christentum aus? Sein Weg ist ein Kampf und ein Krampf, dasselbe Schicksal erwartet jeden, der in seine Fussstapfen tritt. Er hat es angekündigt und vorausgesagt. Die Apostel und die Mystiker:innen wurden verfolgt und geächtet, nichts für Weicheier 😉

    Es ist auch ein Weg gegen unsere eigenen Verblendungen, die wir im Spiegel unserer Mitmenschen sehen und erleben. Nicht umsonst spricht Jesus von „Liebe deinen Nächsten“, nur so macht es Sinn seine Backe hinzuhalten. Wunderbare Theorie, die Praxis sieht doch noch etwas anders aus 😊

    Wir müssen, manchmal zähneknirschend, auch andere Meinungen akzeptieren (lernen), eine grosse Herausforderung, die früher auf dem Scheiterhaufen enden konnte, heute mit Mobbing und all den fiesen Reaktion, das ist nicht so toll. Nach meiner Meinung sind wir generell noch nicht viel weiter als zu den biblischen Zeiten, da ist noch ein grosses Potential für uns, für die Menschheit. Unser Narzissmus, unser Drang zum Individualismus hindert unsere Weiterentwicklung und ist ein grosses Hindernis auf dem Weg zur Freiheit. Und trotzdem ist da eine Sehnsucht, wir können nicht anders, es lässt uns nicht mehr los, gehen wir zusammen diesen schmalen und manchmal einsamen Weg im Geist der Gemeinschaft mit Jesus.

    Wie gesagt: Christen, Atheisten oder Buddhisten sind nur Wörter. Niemand, wirklich niemand, kann mir aber meinen Glauben absprechen, ich wüsste nicht wie und wer.

    Nun geht es bei mir mit den Apostelgeschichten weiter …

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