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 Lesedauer: 7 Minuten

Das Einmaleins der Selbstsorge

Viele von uns haben im Moment etwas mehr Zeit als sonst. Im Prinzip der ideale Zeitpunkt, um mit einer Selfcare Practise zu beginnen, oder sie auszuweiten. Was fancy klingt, meint ganz einfach: zu sich selber zu schauen.

Warum wir dafür eine Anleitung oder wenigstens Anregungen brauchen?

Tja. Weil die meisten von uns ein ehnder entkörpertes Leben führen – die Gedanken im Kopf takten das Leben und treiben uns vom einen zum anderen, oft recht schnell. Was dann doch anstrengend und erschöpfend wird, aber eine Alternative, so der kollektive Narrativ, die gibt es nicht wirklich. Ämel nicht, wenn wir ein so genannt erfolgreiches Leben führen wollen.

Die Wichtigkeit der Selbstsorge

Da sag ich (und mit mir viele vor mir, bekannte Namen wie zum Beispiel Adyashanti, Ram Dass oder Eckhart Tolle und in meinen Augen auch Jesus): Nä-ä, stimmt ebe nöd. Klar, es braucht Mut, sich gegen den landläufigen Normativ zu stellen. Aber wenn der Punkt kommt, an dem der konstante Effort, das Pushen, sich willentlich Vorantreiben an die Wand gefahren wurde – da geht es irgendwie einfach nicht mehr anders.

So wie zum Beispiel jetzt: Klar können wir weiter umestresse und uns aufregen, dass wir zuhause bleiben müssen. Aber vielleicht wird das etwas erschöpfend, so nach ein paar Tagen.

Genau darum ist dann diese Selbstsorge so wichtig. Der Körper meldet uns ständig, was er gerne hätte, um seinen Zustand der Homöostase aufrecht zu erhalten. Das griechische Wort heisst nichts anderes als Balance und ist sowas wie der Idealzustand unseres Körpers. Ein Zustand, den wir nie einfach haben und gut ist. Es ist eher so eine Bewegung darauf zu, dann geschieht irgendwas (die Temperatur verändert sich, wir essen, wir bewegen uns etc.) und wir entfernen uns wieder. Ein konstantes Pendeln quasi.

Die Konditionierung

Nun, wenn wir den Körper gar nicht hören, hören wir auch seine Bedürfnisse nicht. Und um das nochmals klar zu stellen: Die Bedürfnisse hören und ihnen Sorge zu tragen heisst nicht, sich sklavisch seinen animalischen Instinkten unterzuordnen (ein Bild, mit dem ich so eh nicht einverstanden bin, aber trotzdem). Die meisten Impulse sich zu betrinken, zu überessen, zu wenig zu essen etc. kommen nicht vom Körper selber, sondern von unserer Konditionierung. Aber darum geht es jetzt gerade ja eigentlich nicht, äxgüsi.

Eine Anleitung

Aso. Schritt eins von #selfcare: Finde einen Weg, deinen Körper zu spüren. Mögliche Ansätze sind Bewegung, Meditation (wie zum Beispiel diese) oder aber auch Massagen oder Osteopathie.

Schritt zwei: Höre, was der Körper zu sagen hat. Hast du Hunger? Bist du müde? Brauchst du mehr Bewegung? Weniger?

Schritt drei: Lass den Körper bestimmen – wenn der meldet, dass er Hunger hat, dann iss. Egal, was der Kopf dazu meint («Es ist aber erst 11 Uhr, noch nicht Zeit für mein Mittagessen»), den können wir mal ignorieren. Glaub mir, nichts passiert, die Welt fällt nicht zusammen, wenn wir uns nicht nach den so genannten Essenszeiten richten.

Das Experimentieren

Und da viele von uns im Moment von zuhause aus arbeiten, haben wir ja die Freiheit, genau dies auszuprobieren: Unseren eigenen Rhythmus zu finden. Zu essen, wann wir Hunger haben. Weil da sind keine Bürogspändli, mit denen ich zum Zmittag muss. Pausen zu machen, wenn uns danach ist. Weil die Chefin ist nicht da, um mich zu judgen für ein Nachmittagsschlöfli. Uns zu bewegen, wenn uns danach ist. Weil die Stundenpläne der Yogastudios oder Gyms im Moment nicht gelten und wir andere Optionen finden müssen.

Ist das nicht fantastisch? Wir haben die Möglichkeit, auszuprobieren, zu experimentieren. Auch mit Familie, mit Kindern: Es wird wohl nicht möglich sein, länger als ein paar Tage ein Regime aufrechtzuerhalten. Kinder sind da auch recht gut darin, ihrem eigenen Rhythmus zu folgen. Oftmals geht der total gegen den Stundenplan der Eltern – da wir jetzt aber eh nicht irgendwohin gehen müssen, fällt dieser Faktor weg. Wir können uns selber aber auch den Kindern die Freiheit für dieses Experiment geben.

Die Welt geht nicht unter, wenn wir mal chli von der Kontrolle abgeben.

Die Tages-Struktur

Vielleicht ist das aber genau das Herausfordernde daran: Wenn keine externen Faktoren mehr den Tagesablauf bestimmen, wie finde ich dann eine Struktur?

Da möchte ich allen Mut machen, auf den Körper zu vertrauen. Der weiss das, der kann das, macht er schon seit kei Ahnig wie vielen tausend Jahren (und all diese Information steckt in unserer DNA!).

Konkrete Tipps von einer, die inzwischen viel Erfahrung hat mit wenig bis gar keiner externen Struktur:

  • Aufstehen! Auch wenn du nicht zu einer bestimmten Zeit bei der Arbeit sein musst, steh auf. Stell einen Wecker. Es hat schon öppis, jeden Tag circa zur gleichen Zeit aufzustehen. Vor allem wenn es frei gewählt passiert und nicht weil eine externe Instanz das von dir verlangt. Experimentiere damit, wann für dich ein guter Zeitpunkt ist, aufzustehen. Ist 6.30 zu früh? 9 zu spät?  Oder ändert sich das vielleicht von Tag zu Tag? Ha! Sei neugierig darauf, was du herausfindest.
  • Schlaf weiter! Ja, ein Widerspruch zu oben – aber es ist total OK, einen Tag zu verschlafen. Wenn der Körper das braucht, dann braucht er das. Wenn es heute nicht geht, dann geht es nicht. Wir müssen uns nicht fertig machen dafür. Sondern können darauf vertrauen, dass der Körper dann schon meldet, wenn er wieder Dinge tun mag. Ja, das kann manchmal länger gehen, als wir denken/wollen/gut finden. Aber genau darum geht es ja: Nicht immer mit den Ideen davon, wie etwas sein sollte, den Moment kontrollieren zu wollen. Nicht einfach, ich weiss. Aber lohnenswert.
  • Iss, was dein Bauch will! Eine Übung aus einem Kurs mit Kiran: Wenn du Hunger spürst, dann stell dir vor, was du essen könntest. Als würdest du deinem Bauch (nicht dem KOPF!) verschiedene Optionen anbieten, ihn fragen, willst du das? Oder lieber das? Mit der Übung hörst du deutlich, welche Option dein Bauch will. Glaub mir, so zu essen ist grossartig fantastisch erfüllend! Auch wenn die Kombinationen noch so komisch sind (mein Nachtessen gestern war Reiscrackers mit Brie, Feigengonfi und Üetlibergerwürschtli – mein Kopf hätte sich das nie so ausgesucht, es war aber das feinste Znacht ever).
  • Nimm ein Bad! Dusche lang! Gerade wenn viel Spannung in der Luft liegt, spüren wir das manchmal auch im eigenen Körper. Ein Bad mit Magnesiumsalzen kann helfen, die Muskeln etwas zu entspannen. Wenn du keine Bäder magst: Lange Duschen, gegen den Narrativ von Wassersparen, ist genauso delicious.
  • Beweg dich! Solange noch keine Ausgangssperre da ist, können wir in den Wäldern die lustigen Vitaparcours machen. Oder Spazierengehen. Oder im Garten ein paar Yogaübungen machen. Wenn du Kinder hast, baue Hindernisläufe im Wohnzimmer oder benutze deine Kleinen als Gewicht zum Beispiel für Squats 😉
  • Leg dich unter einen Baum! Meditiere! Schau einfach mal nur in die Blätter eines Baums. Schau den Wolken zu. Dem Wasser. Egal was, so als wär das das allerispannendste, was du je gesehen hast. Lass dich faszinieren davon. (Oder du übst mit meiner angeleiteten Meditation)
  • Sprich mit jenen Menschen, die in dir ein gutes Gefühl hinterlassen. Wir brauchen nicht noch mehr Angstvibes, also sprich wenn möglich nur mit jenen, die trotz allem klar und ruhig bleiben. Nicht die Situation schönreden oder bereits davon reden, was wir spirituell jetzt alles lernen können. Aber füttere nicht deine eigene Angst, dein eigenes Unbehagen mit jenem der andern. Frag vielleicht einige deiner Freunde, ob ihr regelmässig telefonieren oder facetimen könnt. So dass wir uns trotz allem gegenseitig unterstützen können, auch wenn Umarmungen im Moment nicht möglich sind für jene, die alleine leben.
Photo by Daiga Ellaby on Unsplash.

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